Woher kommen die "Telegrammwörter" der Carl Zeiss Jena - Ferngläser?

Bereits 1951 war die Entstehung der für die Bezeichnung der Ferngläser aus dem Haus Carl Zeiss Jena benutzten Kunstwörter nicht mehr bekannt und es wurden umfassende Recherchen und Befragungen früherer Mitarbeiter angestellt, die jedoch zu keinem klaren Ergebnis führten.

Von besonderem Interesse war dabei der Ursprung der bis heute eingetragenen Marke "Deltrintem" für das wohl am häufigsten gebaute Fernglas 8x30. Fest steht nur, daß die Weitwinkelmodelle "Delturis", "Deltrentis" und "Delactis" gegen Ende des ersten Weltkrieges von Dr. H. Erfle entwickelt worden sind. Auch die Namen scheinen von Dr. Erfle zu stammen. Da in dieser Zeit die Einzelokulareinstellung noch bevorzugt wurde, sind diese Gläser zuerst benannt worden. Für die Mitteltriebsmodelle wurde lediglich die Silbe "em" angefügt. "Deltrintem" macht dabei eine Ausnahme. Aus sprachlichen Gründen wird man anstatt "Deltrentem" das klanglich bessere "Deltrintem" gewählt haben. Über "Delturis" und "Delturisem" hat Dr. Erfle in dem Sonderdruck "Neue Feldstecher mit großem Gesichtsfeld" im Jahre 1921 geschrieben: "Die Silbe "tur" in ihrem Namen soll ausdrücken, daß sie als Touristengläser dieser Serie gelten sollen." Von den drei besonders hervorgehobenen 8x-Gläsern ist damit die Namengebung "Delturis" 8x24 geklärt, bei "Delactis" 8x40 könnte auf "achtfach" geschlossen werden. Bei "Deltrentis" fehlt jedoch jeder Hinweis. Die befragten Personen waren der Ansicht, daß bei der Wortbildung "Deltrentis" das griechische "triakonta" - "dreißig" eine Rolle spielte und damit der Objektivdurchmesser bezeichnet werden sollte.

Bei den neueren Modellen von Carl Zeiss Jena sind die Namen "NOTAREM", "NOBILEM" und "ASPECTEM" hervorzuheben, die von ihren Entwicklern benannt wurden. Die Endung "em" schließt an die Tradition an, wobei die "Aspectem"-Fernrohre monokulare Modelle sind und dementsprechend mit "mo" enden müßten, bzw. als binokulares Aussichtsfernrohr über Einzelokulareinstellung verfügen. Die Bezeichnungen sind dem Lateinischen entlehnt und werden jeweils für die gesamte Baureihe unabhängig von der Vergrößerung, Bauform oder der Objektivöffnung verwendet. "Aspect" gleichbedeutend mit "Blick, Ausblick" steht hier für den bevorzugten Einsatz der Aussichtsfernrohre mit ihren hohen Vergrößerungen und dem Einsatz in Verbindung mit einem Stativ an exponierten Stellen.

Die Eleganz der Dachkantgläser soll nach dem Willen ihrer Entwickler Edeltraut Hilbert und Siegmar Bräutigam mit dem Namen "NOTAREM" abgeleitet von "nota..." - "auffallend, bemerkenswert" unterstrichen werden, während die auf dem Porrosystem basierenden und als Hochleistungsferngläser konzipierte "NOBILEM"-Modelle nach dem Wortstamm "nobil.." - "berühmt, adelig, bemerkbar" geschaffen wurden.