Klassik-Ferngläser

Die klassischen Fernglasmodelle von Carl Zeiss Jena wurden über viele Jahre in großen Stückzahlen gebaut. Die Ferngläser des VEB Carl Zeiss sind nach der Demontage des Werkes beim Wiederaufbau 1947 nach neuen optischen Grundsätzen entwickelt worden, wenn auch an der äußeren Form festgehalten wurde, die, wie der Nachbau durch viele Firmen gezeigt hat, sich bewährt hatte und zumindest nach damaligen Vorstellungen an Formenschönheit, Zweckmäßigkeit und Handlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.

Bekannt sind die Modelle 8x30, 7x50 und 10x50. Zu dieser Modellpalette gehörten aber auch ein 6x30, der mit dem 8x30 das Objektiv gemein hatte und ein 15x50, der sich nur durch das Okular von den 7/10x50 unterschied. Der 6x30 fiel der im Vergleich zum 8x30 geringeren Nachfrage zum Opfer. Sicherlich aus der Tatsache resultierend, daß bei ähnlichen Herstellungskosten und damit Preisen der Kunde fast automatisch zur höheren Vergrößerung greift. Vermutlich wäre das nicht so, wenn das Sehfeld an Stelle der Vergrößerung auf dem Gerät angegeben wäre. Der 15x50 hat sicher mit dem Problem zu kämpfen gehabt, daß dieses Gerät wegen der hohen Vergrößerung nur noch schlecht freihändig zu nutzen ist und mancher Anwender damit Schwierigkeiten somit wenig Freude gehabt hat.

Das 8x30 kann dabei auf eine vermutlich fast 100 jährige Geschichte zurückblicken. Im Maximum wurden jährlich etwa 200000 Ferngläser der Modelle 8x30, 7x50 und 10x50 mit Mitteltrieb oder Einzelokulareinstellung gefertigt, wobei die meisten Geräte auf den 8x30 entfielen. Der Allrounder 8x30 mit seinem Sehfeld von 150 m auf 1000 m stellt ein recht gutes Weitwinkelglas dar. Für viele Anwender, die beim Beobachten ohnehin die Brille abnehmen, stellt die schlechte Brillenträgereignung keinen wirklichen Nachteil dar. Die Geräte waren sehr leicht, insbesondere als vor 1945 noch Magnesium für die Gehäuse zum Einsatz kam.

DF 8x30 Einzelokulareinstellung

Die Optiken der Modelle 8x30, 7x50 und 10x50 waren seit 1947 kaum Veränderungen unterworfen, wenn es auch unzählige Deckelgravuren gab, die vielleicht anderes vermuten lassen. Es wurden jedoch immer wieder geringfügige Modifikationen vorgenommen, die oft dazu dienten, rationeller zu fertigen, war doch der Preis von einer staatlichen Behörde der DDR, dem Amt für Preise, vorgegeben. Dieser Endverbraucherpreis war über viele Jahre konstant und lag beim 8x30 sogar etwas unter den kalkulierten Herstellkosten. Die feststehende Handelsspanne war mit 7% für den Großhandel und 10% für den Einzelhandel noch ausgesprochen gering. Sogar verglichen mit den Preisen vor dem 2. Weltkrieg kann die Preisentwicklung nur als moderat bezeichnet werden.

Zum anderen wurde auch der technischen Weiterentwicklung Rechnung getragen und 1978 die Einschichtvergütung "T-Belag" durch eine Mehrschichtvergütung "mc" wie "multi coated" abgelöst, was zu einer deutlichen Transmissionserhöhung führte.

Die Gehäuse wurden bereits lang vor dem Aufkommen der NC-Technik auf speziellen, eigens entwickelten und gefertigten Sondermaschinen bearbeitet.

Nach der Wiedervereinigung wurden ähnlich aussehende Ferngläser zu deutlich niedrigeren Preisen angeboten, was zu einer starken Verunsicherung der vornehmlich ostdeutschen Käuferschaft führte. Die noch Zeiss- und später DOCTER-Ferngläser waren in diesem angestammten Markt kaum noch zu verkaufen, geschweige die mit den steigenden Löhnen eigentlich erforderlich Preissteigerungen in der nötigen Höhe durchzusetzen. Auch entsprechen diese Gläser immer weniger den Erwartungen nach Brillenträgermodellen, Wasserdichtigkeit oder einem modernen Erscheinungsbild in Form einer robusten Gummiarmierung. Erstaunlich ist nur, wenn, wie unlängst publiziert wurde, von Leica ein ähnliches Finish jetzt wieder angeboten wird.

Die Produktion wurde trotzdem weitergeführt, wenn auch mit deutlich geringeren Stückzahlen, wobei das nur durch die Tatsache zu rechtfertigen war, daß von verschiedenen Positionen noch ein hoher Teilebestand vorhanden war, der eine Mischkalkulation erlaubte. Die letzten Geräte wurden 2000 als Sonderserie bei DOCTER gebaut und in den Handel gebracht.

DF 8x30 Edition 2000