Durchmesser und Länge des Mittelrohrs beim Zielfernrohr

Das zylindrische Mittelrohr eines Zielfernrohres wird oft für die Befestigung auf der Waffe bei der sogenannten Ringmontage benutzt. Um die Anzahl der durch den Büchsenmacher vorzuhaltenden vorgefertigten Bauteile klein zu halten, haben sich in der Vergangenheit bestimmte bevorzugte Mittelrohrdurchmesser am Markt durchgesetzt. Das sind zum einen der Durchmesser 26 mm oder 1", also 25,4 mm und der Durchmesser 30 mm. Auf dem amerikanischen Markt, wo die Montage durch den Schützen selbst durchgeführt wird, war bisher der vorherrschende Durchmesser 1".

Die aktuelle Normung auf dem Gebiet der Zielfernrohre trägt dem in der ISO 14135-2 Rechnung und empfiehlt im Anhang A als Schnittstellenmaße für den zylindrischen Mittelrohrdurchmesser bei Zielfernrohren für den Gebrauch auf Kurz- und Langwaffen die Werte 25,4 mm (1 in) und 30 mm jeweils mit einer Toleranz von ±0,1 mm. Natürlich bleibt es den Herstellern unbenommen, auch andere Durchmesser anzubieten, wenn ihnen das erforderlich erscheint. Ein solches Beispiel ist der von Schmidt & Bender angebotene Durchmesser 34. Solche von der Norm abweichenden Schnittstellen sind immer verkaufshemmend.

Die Vergrößerung des Mittelrohrs auf 30 mm Durchmesser wurde mit der Einführung der Möglichkeit zur Einstellung der Vergrößerung nötig. Hierbei verändert sich die Strahlgeometrie in den verschiedenen Zoomstellungen deutlich. Die Umkehrlinsen müssen auf definierten Kurvenbahnen zueinander und im Gesamtsystem verschoben werden, wodurch mehrere ringförmig umeinander angeordnete Beuteile nötig werden. Auch ist zu bedenken, daß die Linsen des Umkehrsystems selbst größer sein müssen, da sie stets auch dem ungünstigsten Fall des Abbildungsstrahlengangs entsprechen müssen.

Bei den Modellen in amerikanischer Bauart gibt es variable Geräte auch mit 1"-Mittelrohrdurchmesser. Hierbei ist der Zoomfaktor jedoch gegenüber den europäischen Modellen von 4 auf 3 abgesenkt und natürlich befindet sich im Bereich des Mittelrohrs auch keine Strichplatte oder eine anders geartete Zielmarke. Es ist auch davon auszugehen, daß hier größere Zugeständnisse bei der Vignettierung gemacht werden müssen. Es ist festzustellen, daß US-Zielfernrohranbieter mit der Einführung beleuchteter Absehen und speziell auf den europäischen Markt angepaßten Zielfernrohren auch den 30iger Mittelrohrdurchmesser benutzen.

Auch dieser Durchmesser ist für die bestehenden und ständig steigenden Anforderungen bei Sehfeldgröße und Größe der horizontalen und vertikalen Stellbereiche eine große Herausforderung, wenn keine weitergehenden Abstriche bei der Bildqualität, Vignettierung oder Größe des Bereichs der Austrittspupille gemacht werden sollen. Hier ist es mit der Auswahl und geeigneten Dimensionierung des optischen Systems erforderlich, entsprechende Baubedingungen zu realisieren. Nicht zu unterschätzen ist bei all diesen Überlegungen auch eine möglichst große Länge des zylindrischen Teils des Mittelrohrs, die für eine bequeme und universelle Montage von großer Bedeutung und nicht einfach zu realisieren ist. Dazu werden mehrgliedrige Objektivkonstruktionen mit einem Frontglied, das den Strahldurchmesser möglichst schnell reduziert und einem weiteren Linsenpaket in der Nähe des ersten Zwischenbildes benutzt.

Prinzipiell vorstellbar ist wegen den bereits bestehenden optischen und technischen Begrenzungen und den gleichzeitig immer weiter steigenden Anforderungen langfristig auch die Einführung eines noch größeren Mittelrohrdurchmessers als 30 mm zum Beispiel von 34 mm. Daraus ergibt sich vermutlich auch eine deutliche Massezunahme, was die Sinnfälligkeit eines solchen Schrittes anzweifeln läßt und weitere und noch bessere Optimierungen des Gesamtsystems herausfordert.

Grundsätzlich bräuchten die Zielfernrohr-Hauptrohre mit einer Montageschiene gleich in welchem System kein zylindrisches Mittelrohrstück und könnten größer ausfallen. Da jedoch diese Geräte in den allermeisten Fällen in Baureihen gefertigt werden und deshalb Optik und mechanische Einzelteile weitgehend wiederverwendet werden sollen, macht ist eine massesteigernde Vergrößerung des Mittelrohrs unnötig.